Jim Long´s Pork Commentary
Die U.S. Schweinebranche kämpft
Die US-Schweinebranche hat weiterhin zu kämpfen. Die aktuellen Schweinefleischpreise liegen unter den Produktionskosten. Das stellt einen großen Teil der Schweinebranche vor große finanzielle Herausforderungen. Bis Ende 2023 wird es im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger Schweine geben und für das Jahr 2024 rechnen wir sogar mit noch geringeren Bestandszahlen.
Unsere Beobachtungen
– Der Sauenbestand in den USA wird aufgrund einer großangelegten Liquidation von Sauen unserer Meinung nach um 4 % – 200.000 bis 250.000 Sauen – abnehmen. Darin spiegeln sich die wirtschaftlichen Bedingungen, aber auch die anhaltenden Gesundheitsprobleme wider, die immer wieder zu Produktionsrückgängen und einem Anstieg der Produktionskosten führen.
– Es ist schwierig Sauen zu vermarkten. Das liegt an einer Kombination aus einer großen Anzahl von Sauen und den Bedingungen auf dem Schweinemarkt mit einer branchenweiten Sauensterblichkeit von 14 bis 15 %.
– In der ganzen Zeit, in der wir im Schweinegeschäft tätig sind, haben wir schon viele schwierige Zeiten mit niedrigen Schweinepreisen erlebt. Das jetzige Szenario scheint uns grundlegend anders zu sein. Warum?
– Bei anderen Preiseinbrüchen hatten wir es in der Regel mit einem Anstieg der Schweineproduktion zu tun. Im bisherigen Jahresverlauf wurde in den USA 1 % mehr Schweinefleisch produziert als vor einem Jahr. Da die Rindfleischproduktion im bisherigen Jahresverlauf um 4,9 % gesunken ist, ist die Gesamtproduktion von rotem Fleisch um 2,0 % zurückgegangen. Sicherlich gibt es nicht wesentlich mehr Schweinefleisch auf dem Markt bei definitiv deutlich weniger Rindfleisch.
– Die US-Schweinefleischexporte sind im bisherigen Jahresverlauf um 7 % gestiegen, wobei die Exportzahlen eindeutig weiter ansteigen. In der letzten Woche lagen die Exportzahlen von US-Schweinefleisch bei 49.000 metrischen Tonnen, in der Woche davor waren es 54.000 metrische Tonnen. Deutlich höher als die Exportzahlen vom Vorjahr, die bei einem Jahresdurchschnitt von 31.000 metrischen Tonnen lagen. Größere Mengen an exportiertem Schweinefleisch führen zu einem geringen Angebot für den Inlandsmarkt. Das geringere Schweinefleischangebot wiederum kurbelt die Preise an.
– Spanien, ein wichtiger Konkurrent der USA, exportierte im ersten Quartal 7,4 % weniger Schweinefleisch als im Vorjahr. Der spanische Schweinefleischpreis ist fast doppelt so hoch wie der US-amerikanische Preis. Spanien hat nicht nur höhere Preise, sondern auch weniger Schweinefleisch im Angebot (deshalb ist der Schweinefleischpreis höher). Wir erwarten weiterhin steigende Exportverkäufe aus den USA, da sich der Preisvorteil auszahlt.
– China scheint mehr Schweinefleisch zu importieren. Im bisherigen Jahresverlauf sind die Exporte aus den USA nach China um 27 % gestiegen. China hat angekündigt, dass es Schweinefleisch zum Auffüllen seiner staatlichen Reserven kaufen wird. Das treibt die Nachfrage in die Höhe. Wir gehen davon aus, dass der chinesische Schweinefleischpreis irgendwann im Juni-Juli anziehen wird, wenn sich das dortige Angebot aufgrund von Liquidationen verknappt, die aufgrund von wirtschaftlichen Verlusten und der Afrikanischen Schweinepest – PED – PRRS erfolgt sind. Dann werden noch größere Mengen an Schweinefleisch importiert werden. China ist der weltweit größte Importeur von Schweinefleisch.
– Die Schlachtgewichte scheinen zu sinken. In Iowa und Süd Minnesota wogen die Schweine 2,6 Pfund weniger als vor einem Jahr. Wir fragen uns, warum die Anzahl an geschlachteten Schweinen am letzten Samstag 136.000 betrug. Unserer Meinung nach könnte das ein Hinweis auf eine gute Nachfrage sein, die die Schlachtbetriebe sehen. Wir stehen am Anfang des Frühjahrs und Sommers, wenn die Anzahl an geschlachteten Schweinen erfahrungsgemäß saisonal deutlich zurückgeht.
– Am Freitag kosteten Rindfleisch Cut-Outs 309,19 US-Dollar. Schweinefleisch hingegen lag bei 81,87Cent/Pfund. Ein gewaltiger Unterschied. Man sollte meinen, dass sich diese Preisspanne verringern wird. Bei Rindfleisch erwarten wir aufgrund des deutlich reduzierten Angebots keinen Preisrückgang. Aber der Schweinefleischpreis sollte zulegen.
– Der Preisunterschied zwischen Rind- und Schweinefleisch ist, wie wir alle wissen, hauptsächlich auf die Vorliebe der Verbraucher für den Geschmack von Rindfleisch zurückzuführen. Wie wir regelmäßig geschrieben haben, werden wir mit Rindfleisch nur konkurrieren können, wenn wir den Geschmack von Schweinefleisch verbessern.
Zusammenfassung
Es gibt einige Faktoren, die unserer Meinung nach wirklich zu einem raschen Anstieg der Schweinefleischpreise führen könnten.
- Steigende Schweinefleisch-Exportverkäufe – Rekordpreise für Schweinefleisch in Europa – vorteilhafter Preisunterschied.
- Saisonal rückläufige Schweinebestände – Verringerung des Angebots.
- Die Preisspanne zwischen Rind- und Schweinefleisch führt dazu, dass Schweinefleisch im heimischen Einzelhandel angeboten wird und die Nachfrage steigt.
Langfristiger Preis
Die laufende Dezimierung des Sauenbestands wird das Angebot an Schweinefleisch ab Ende 2023 bis ins Jahr 2024 verringern.
Wir gehen davon aus, dass China aufgrund eines verminderten inländischen Angebots seine Schweinefleischimporte von Mitte 2023 bis 2024 erhöhen wird.