Jim Long´s Pork Commentary
Road Trip – Woche 2: Vereinigtes Königreich
Nachdem wir Spanien verlassen hatten, ging es für uns weiter ins Vereinigte Königreich.
Unser Bericht:
– Die Branche hat in den letzten beiden Jahren große Verluste erlitten. Die Verluste entstanden aus einer Kombination von Problemen bestehend aus Corona Einschränkungen, die zu massiven Rückstaus bei Marktschweinen führten, hohen Futtermittelpreisen und niedrigen Schweinepreisen. Es kam zu einer umfangreichen Liquidation von Sauen.
– Die aktuellen Schweinepreise liegen bei 2,13 britischen Pfund pro Kilogramm Schlachtkörper (97US-Cent pro Pfund Lebendgewicht). Soweit wir wissen, ist dies der höchste Preis, der jemals in Großbritannien erzielt wurde.
– Die Schlachtzahlen sind in den letzten Wochen um 20 bis 25 % gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Das kommt davon, wenn ein so hoher Prozentsatz der Sauen geschlachtet wird.
– Die Schlachtbetriebe suchen händeringend nach Schweinen, weil es zu wenige Schweine gibt. Nach Gesprächen mit verschiedenen Personen aus der Branche gehen wir davon aus, dass aufgrund der Saisonalität und der Liquidierung von Sauen noch weniger Schweine verfügbar sein werden. Dies ist das gleiche Szenario, das wir letzte Woche in Spanien beobachtet haben, als wir auf der Figan-Messe mit verschiedenen Personen sprachen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Schweinepreise im Vereinigten Königreich und in Europa über die bereits erreichten Rekordpreise hinaus noch weiter steigen werden.
– Etwa die Hälfte der Schweine im Vereinigten Königreichleben in einer Offenstallhaltung. Viele davon befinden sich im Besitz von Schlachtbetrieben. Soweit wir wissen, erhalten die Erzeuger für diese Schweine, die Teil des Freedom Food Programms sind, eine Prämie von 20 britischen Pfund (25 US-Dollar) pro Tier. Die Erzeuger haben uns erklärt, dass sie diese Prämie benötigen, um die geringere Ferkelanzahl pro Sau in einer Offenstallhaltung und den höheren Futtermittelbedarf in den Endmastställen im Freien zu decken.
– Das Vereinigte Königreich muss mit dem aktuell geringeren Schweinebestand etwa 60 % seines Schweinefleischbedarfs importieren. Die Importe erfolgen alle aus Europa. Früher gab es im Vereinigten Königreich 800.000 Sauen, heute sind es weniger als 250.000. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden zahlreiche neue Tierschutzauflagen erlassen, die die Produktionskosten in die Höhe trieben und die britische Industrie anfällig für billigere Importe machten, da sich das importierte Fleisch nicht an ähnlich strenge Vorschriften halten musste. Es hat den Anschein, dass der Großteil der Verbraucher beim Kauf von Schweinefleisch wenig auf Kennzeichnungen wie zum Beispiel: Tierschutz, Nationalität, Haltung usw. achten.
– Im Vereinigten Königreich scheinen die Einzelhändler am meisten Macht darüber zu haben, wenn es darum geht, zu entscheiden, wie Schweinefleischprodukte sein sollen, als in allen anderen Ländern, die wir bislang besucht haben. Viel Schweinefleisch wird bereits in den Schlachtbetrieben mit den Labeln der Einzelhändler etikettiert und sogar mit Preisen versehen, bevor es das Werk verlässt und in die Regale kommt.
– Ein Erzeuger erzählte uns, dass der Gesamtumsatz mit Fertigsandwiches größer ist als der mit allen im Vereinigten Königreich erzeugten landwirtschaftlichen Produkten zusammen. Das sagt uns, dass es eine Menge fertiger Sandwiches in Großbritannien gibt und spiegelt die Menge der in das Vereinigte Königreich importierten landwirtschaftlichen Erzeugnisse wider.
– Das Besondere an der britischen Schweinefleischindustrie ist, dass es zwar erhebliche Importe gibt, das Vereinigte Königreich aber dennoch ein Exporteur ist. Bei den Ausfuhren steht das Vereinigte Königreich weltweit an sechster Stelle. Es exportiert Rippchen, Innereien usw. Produkte, die in Großbritannien nicht viel konsumiert werden.
– Wir waren im Vereinigten Königreich, um die Produktionsanlagen von Genesus Genetics zu besuchen, die wir im Vereinigten Königreich unterhalten. Genesus arbeitet mit fünf Saueneinheiten, einschließlich Nukleus und Vermehrung. Bei unserem Besuch haben wir vereinbart, einen sechsten Standort hinzuzufügen.
– Genesus verfügt jetzt über mehr reinrassige Produktionsanlagen im Vereinigten Königreich als jedes andere Genetikunternehmen. Die Verkäufe erfolgen nicht nur innerhalb des Vereinigten Königreichs, sondern auch in Ländern der EU und nach Afrika.
– Das Vereinigte Königreich war früher die Heimat vieler der weltweit größten Genetikunternehmen. NPD, Newsham, Cotswolds, sind nicht mehr im Geschäft. JSR arbeitet jetzt mit Topigs zusammen. PIC, das seinen Sitz an der Londoner Börse hat, verfügt, wenn überhaupt, nur über einen kleinen genetischen Nukleus im Vereinigten Königreich. Genesus ist fest entschlossen, den britischen Markt auszubauen.
– Wir besuchten die Familie Wood, einen der ersten Kunden von Genesus im Vereinigten Königreich. Sie verwenden Genesus Jersey Red Duroc und Genesus F1-Material. Wir gratulieren ihnen zu ihrer Auszeichnung als Großbritanniens Veredler des Jahres.
Die Woods haben auch damit begonnen, einen Teil ihres Schweinefleischs direkt an die Menschen vor Ort zu verkaufen. Sie berichten uns, dass der bessere Geschmack von Genesus-Schweinefleisch die Kunden zufrieden stellt und viele Stammkunden bringt. Es ist schön zu sehen, dass die Erzeuger nicht nur hervorragende Produktionsergebnisse erzielen, sondern auch Schweinefleisch produzieren, das die Verbraucher gerne essen. Der Geschmack zahlt sich aus.
Zusammenfassung
Das Vereinigte Königreich hat wie der Rest von Europa Rekordpreise. Letzte Woche war der Preis fast doppelt so hoch wie in den USA. Wir gehen davon aus, dass das Angebot an Schweinefleisch im Vereinigten Königreich und in Europa in naher Zukunft weiter sinken wird. Die Kombination aus hohen Futtermittelpreisen und geringerem Angebot hat viele Importländer dazu veranlasst, ihren Bedarf an Schweinefleisch in den USA und Kanada zu decken. Die in der vergangenen Woche verzeichneten US-Exportverkäufe von Schweinefleisch in Höhe von mehr als 53.000 Tonnen sind die höchsten in diesem Marktjahr. Wir erwarten einen weiteren Anstieg der Exportverkäufe aus den USA und Kanada, der die inländischen Schweinefleischpreise in die Höhe treiben wird. Wir brauchen es!