Jim Long´s Pork Commentary
Rückgang der europäischen Schweineerzeugung
Im ersten Quartal dieses Jahres (Januar-März) ist die europäische Schweineerzeugung deutlich zurückgegangen. In Europa ist die Produktion seit vielen Jahren etwa doppelt so hoch wie in den USA. Europa ist der größte Konkurrent der Vereinigten Staaten bei den weltweiten Schweinefleischexporten.
Europa hatte 2021-22 einen Rückgang von 1 Million Sauen zu verzeichnen. Die Ergebnisse dieser Entwicklung sind im ersten Quartal 2023 deutlich zu sehen. In Europa wurden 57,1 Millionen Schweine geschlachtet. Das sind 4,7 Millionen (-8%) weniger als im ersten Quartal 2022 (61,8 Millionen). Der Rückgang um 4,7 Millionen entspricht einem Rückgang von 360.000 Marktschweinen pro Woche.
Der Rückgang der Schweineerzeugung ist in allen europäischen Ländern sichtbar. Spanien (Europas größter Erzeuger) -9%, Deutschland (Europas zweitgrößter Erzeuger) -8%, Dänemark -12%, Frankreich, die Niederlande und Belgien haben einen durchschnittlichen Rückgang von -7%.
Das geringere Angebot im ersten Quartal spiegelt sich in den höheren Preisen im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 wider. Am 28. Januar 2022 lag der spanische Preis bei 1,03 Euro pro kg. Dieses Jahr zur gleichen Zeit beträgt der Preis 1,72 Euro pro kg. Der aktuelle Schweinepreis in Spanien liegt bei 2,02 Euro pro kg (Das entspricht einer Preisänderung von 50 Cent pro Pfund auf jetzt 1,00 US-Dollar pro kg Lebendgewicht). Für ein 125 kg schweres Schwein bedeutet dies einen Gewinn von 125 Euro (140 US-Dollar). Zweifellos führen weniger Schweine zu höheren Preisen.
Uns liegen keine EU-Statistiken über die Schweinefleischmengen für das erste Quartal vor, aber wir gehen davon aus, dass die geringere Schweineerzeugung, die zu einem Rückgang von fast 500 Millionen Tonnen Schweinefleisch geführt hat, ebenfalls zu einem erheblichen Rückgang der Schweinefleisch Exporte geführt hat. Wahrscheinlich ist dies ein Grund dafür, dass die US-Schweinefleischexporte in den letzten Wochen im Jahresvergleich um etwa 20 % gestiegen sind. Wir gehen davon aus, dass der Rückgang der europäischen Erzeugung in den kommenden Monaten zu noch höheren US-Exporten führen wird.
Genesus hat Zuchtstationen im Vereinigten Königreich, in Frankreich, Spanien und Deutschland. Unserer Beobachtung nach werden in Europa weiterhin die Sauenbestände reduziert. Hohe Futterkosten, die Afrikanische Schweinepest, Umweltauflagen einschließlich den Plänen zur Schließung von Betrieben, Probleme mit Arbeitskräften, geringerer Antibiotikaeinsatz und Krankheiten sind alles samt Faktoren, die zu einer sehr vorsichtigen Branche ohne Expansionsgedanken führen.
Die aktuell im ersten Quartal geschlachteten Schweine stammten aus dem Sauenbestand von Anfang 2022. Die Liquidation des Sauenbestands erstreckte sich über das gesamte Jahr 2022. Die Anzahl an geschlachteten Schweinen wird schon aus diesem Grund auch im Jahr 2023 deutlich zurückgehen.
Die Dynamik der Liquidation des Sauenbestands, die die Schweinepreise in Europa auf Rekordhöhen getrieben hat, ist nun auch in den Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko zu beobachten. Es besteht kein Zweifel, dass alle drei Länder die Produktionsbasis reduzieren.
Andere Beobachtungen
– Letzte Woche lag die Schweinefleischerzeugung in den USA bei 498 Mio. Pfund – Das sind 10 Mio. Pfund weniger als vor einem Jahr. Die Rindfleischproduktion lag mit 515 Mio. Pfund um 24 Mio. Pfund niedriger als vor einem Jahr. Die Gesamtproduktion von rotem Fleisch betrug in dieser Woche: 1016,8 Mio. Pfund. Vor einem Jahr waren es noch 1050,9 Millionen Pfund (-34 Millionen Pfund, -4,5 %). Natürlich spiegeln die Rindfleischpreise die geringere Produktion wider: Rindfleisch kostet 3,42 US-Dollar pro Pfund. Schweinefleisch 92 Cent pro Pfund. Wenn wir Schweinefleisch nur auf die Hälfte des Rindfleischpreises bringen könnten, wäre das ein Schweinefleischpreis von 1,72 US-Dollar pro Pfund.
Vielleicht werden wir als Branche eines Tages erkennen, dass der Geschmack die Nachfrage bestimmt. Unsere Rettung wäre es einfach Schweinefleisch zu erzeugen, das das Potential hat Rindfleisch vom Markt zu verdrängen.
-Die Daten zu den Färsen- und Kuhschlachtungen in den USA deuten darauf hin, dass der Rinderbestand nicht wächst, sondern vielleicht sogar auch noch leicht schrumpft. Für die Schweinefleischerzeuger bedeutet dies, dass unsere Schweinepreise in den kommenden Monaten weiter durch die Rindfleischpreise unterstützt werden. Wahrscheinlich ist dies kein Allheilmittel für unsere Branche, aber es wird uns helfen.
– Letzte Woche reisten wir nach der World Pork Expo durch Minnesota, Iowa, Illinois, Indiana und Michigan. Wir sind uns bewusst, dass der Maispreis Ende letzter Woche stark angestiegen ist. Unsere Besichtigung der Maisfelder zeigt, dass die Gebiete, in denen normalerweise es viel Feuchtigkeit gab (Minnesota), bis zum südlichen Illinois viel trockener sind. Die meisten Gebiete könnten Regen gebrauchen. Wir hoffen, dass es bald regnet, dann wird die Ernte wieder auf Kurs sein.
– In der vergangenen Woche wurden in Iowa und Süd-Minnesota 741.000 Schweine mit einem Durchschnittsgewicht von 279,9 Pfund geschlachtet – ein enormer Rückgang von 3,9 Pfund gegenüber der Vorwoche. Vor einem Jahr lag das Durchschnittsgewicht bei 286,3 Pfund. Letzte Woche lagen die Gewichte sogar 6,4 Pfund unter denen von vor einem Jahr. Ein großer Unterschied. Der Gewichtsunterschied kam trotz nicht allzu hoher Temperaturen zustande, die einen Gewichtsrückgang begünstigt hätten. Laut unserer Berechnung ist dieser 6,4 Pfund Unterschied gleichzusetzen mit 3 verfrühten Schlachttagen oder mit etwa 1 Million Schweinen (einmal tot, immer tot). Dies ist ein positives Zeichen für einen möglichen kurzfristigen Preisanstieg. Grund: Wie tief werden die Gewichte sinken (auch jetzt da die Hitze kommt?), bevor die Anzahl an geschlachteten Schweinen um vielleicht 100.000 Tiere zurück gefahren wird? Was würde das bewirken, um die Schweinefleischpreise in die Höhe zu treiben?
Die andere Überlegung ist, wenn wir die Schweine bereits schon früher schlachten, wie sieht es dann mit dem Schweinefleischangebot aus. Wir gehen davon aus, dass noch weniger Schweine auf den Markt kommen werden, da die Liquidation die Zahlen in Zukunft weiter verringern werden.
Zusammenfassung
Niedrigere Schweinebestände in Europa aufgrund von Liquidationen haben die Schweinepreise dort verdoppelt. Dies stützt die Schweinefleischexporte aus den USA. Die Liquidation ist in den USA, Kanada und Mexiko in vollem Gange. Dies wird zu höheren Schweinefleischpreisen führen.