Jim Long´s Pork Commentary
Ein aufgeregter Schweinefleischmarkt
Beobachtungen
- Die Schweinevermarktung in den USA betrug in der letzten Woche 2.557.000, in der gleichen Woche vor einem Jahr waren es 2.552.000 Schweine.
- Die Schlachtgewichte in Iowa – S. Minnesota betrugen 284,1 Pfund, vor einem Jahr in der gleichen Woche waren es 288,2 Pfund. Ein Unterschied von 4,1 Pfund, das ist ein großer Unterschied. Diese geringeren Gewichte zeigen uns, dass die Schlachtbetriebe eine hohe Nachfrage nach Schweinen haben und die Schlachtzahlen hochhalten möchten, während die Erzeuger auch bereit sind, die Tiere früher zu verkaufen. Der Schweinebestand ist geringer und man könnte argumentieren, dass eine Gewichtsdifferenz von 4,1 Pfund darauf hinweisen könnte, dass die Schweineschlachtung um 300 – 400.000 Stück zugenommen hat. Alles positive Indikatoren für unsere Branche.
- Die US-Schweinefleisch Cut-Outs schlossen am Freitag bei 101,34 US-Dollar, ein starker Preis für diese Jahreszeit, da eine große Anzahl von Schweinen auf den Markt kommt.
- Die Anzahl an geschlachteten Sauen betrug letzte Woche 63.859 Tiere. Im September wurden insgesamt 258.000 Sauen geschlachtet. Im letzten Jahr waren es 251.000 Sauen. Die Anzahl an geschlachteten Sauen deutet darauf hin, dass der Sauenbestand in den USA nicht wächst.
- Im Rinderbestand in den USA findet weiter eine Liquidation statt. Im September wurden mehr Färsen und Kühe geschlachtet als vor einem Jahr (plus 90.000). Im bisherigen Jahresverlauf wurden etwa 700.000 Kühe und Färsen mehr vermarktet als im Jahr 2021. Die Herde wird immer kleiner, es wird in Zukunft weniger Rindfleisch geben, was die Schweinefleischproduktion unterstützt.
Die jüngste Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums für die weltweite Fleischproduktion im Jahr 2023
Rindfleisch 59,2 Millionen Tonnen (ähnlich wie 2022)
Schweinefleisch 111,0 Mio. Tonnen (+1% gegenüber 2022)
Hühnerfleisch 102,7 Mio. Tonnen (+1,8% gegenüber 2022)
Schweinefleisch ist die Nummer 1 in der Welt.
– Wir stimmen nicht mit der Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums überein, dass die chinesische Schweinefleischproduktion im Jahr 2023 um 2% steigen wird. Die Liquidierung des chinesischen Sauenbestandes wird dies nicht ermöglichen. Das US-Landwirtschaftsministerium hat im letzten Jahr prognostiziert, dass die chinesische Produktion im Jahr 2022 um 14 % zurückgehen wird, tatsächlich ist sie nach den neuesten Informationen um 5 % gestiegen. Auch für die USA wird für das Jahr 2023 ein Anstieg um 1 % vorhergesagt. Ich bin mir nicht sicher, wie dies angesichts der Tatsache, dass der Sauenbestand in den USA von Jahr zu Jahr kleiner wird, möglich ist.
Wir gehen weiterhin davon aus, dass die USA, China und die EU, die mehr als 75 % aller Schweine weltweit produzieren, im Jahr 2023 weniger Schweinefleisch erzeugen werden. Im Jahr 2023 wird es weltweit weniger Schweinefleisch geben als im Jahr 2022.
GVO – Gen-Editing oder Genmanipulation
Das größte Schweinezuchtunternehmen der Welt setzt stark auf die Einführung von GVO – Gen-Editing in der Hoffnung, damit PRRS bekämpfen zu können. Sie haben bereits viele Millionen Euro für diese Aufgabe ausgegeben. Aus Gesprächen in der Branche geht hervor, dass sie diese Technologie vielen Erzeugern versprochen haben. Offenbar wurde vielen versprochen, die ersten Kunden zu sein, die diese Schweine erhalten. Wir gehen davon aus, dass irgendwann (wer weiß, wann) die GVO-Technologie (Gen-Editing) funktionieren könnte.
In den folgenden Kommentaren geht es nicht um die Technologie, sondern um die Herausforderung der Verbraucher- und Marktakzeptanz.
Wir verdienen genauso wie Sie einen großen Teil unseres Lebensunterhalts mit der Schweinefleischerzeugung. Wir sind, wie Sie, mit all unserer Kraft voll dabei. Wir wissen, dass es für das Geschäft besser ist, eine solide Nachfrage nach Schweinefleisch zu haben, egal ob im Inland oder im Export.
Die große Frage, die sich uns stellt, ist, ob Verbraucher und Märkte die GVO-Technologie in der Lebensmittelkette akzeptieren werden.
GVO-Lachs ist zwar legal, stößt aber bei Einzelhändlern und Verbrauchern auf großen Widerstand. Die meisten der großen US-Einzelhändler wollen das Lachsprodukt nicht verkaufen, z. B. Walmart, Costco, Albertsons, Kroger, Hy-Vee, H-E-B, Meijer, Target usw. Was passiert, wenn dieselben Einzelhändler die gleiche Position zu genmanipuliertem Schweinefleisch einnehmen?
Link zur Liste der Positionen der nationalen Einzelhändler zu GVO-Lachs: https://foe.org/company-commitments-on-gmo-salmon/
Paylean (Ractopamin) ist ein legales Produkt. Hierzulande gab es keine Probleme mit seiner Verwendung in der Schweinefleischerzeugung. China (ein großer Kunde) kündigte an, dass es Ractopamin in Schweinefleisch nicht akzeptieren wird. Daraufhin haben viele Erzeuger es sofort unterlassen es zu verwenden – ein effektives Verbot. Ein Großkunde und schon ist es vorbei mit einem legalen, von der Industrie akzeptierten Produkt. Mit Paylean konnte man sofort aufhören, aber was passiert, wenn man GMO – Gen-Edited-Schweine hat? Sie werden nicht über Nacht verschwinden.
Mexiko ist der wichtigste Exportmarkt der USA für Schweinefleisch. Seit Jahresbeginn wurden 539.000 metrische Tonnen exportiert. Die gesamten Exporte der USA seit Jahresbeginn belaufen sich auf 1.189.000 Tonnen. Über 40 % aller US-Schweinefleischexporte gehen nach Mexiko. In der vergangenen Woche hat die mexikanische Regierung ihren Standpunkt bekräftigt, dass sie ab 2024 keinen GVO-Mais mehr akzeptieren und importieren wird. Das scheint eine ziemlich drastische Position zu sein, aber was bedeutet das für die Schweinefleischbranche?
Ist es richtig anzunehmen, dass, wenn die Einfuhr von GVO-Mais gestoppt wird, auch gentechnisch verändertes Schweinefleisch folgen wird? Die mexikanische Regierung macht sich Sorgen, dass GVO-Mais direkt in Tacos, Burritos usw. konsumiert wird. Schweinefleisch wird ebenfalls direkt konsumiert.
Viele in der mexikanischen Schweinefleischbranche möchten die US-Schweinefleischimporte reduzieren, um die einheimischen Preise zu stützen. Wir gehen davon aus, dass viele darauf drängen werden, die Einfuhr von gentechnisch verändertem Schweinefleisch zu verhindern. Eine Regierung, die die Einfuhr von GVO-Mais stoppen will, könnte dem zustimmen. Das National Pork Board berichtet monatlich, wie stark die Exporte den Wert der Marktschweine beeinflussen. Wir gehen davon aus, dass Mexiko einen großen Anteil daran hat. Was ist unser Risikofaktor bei GVO – Gene Editing?
Die Iowa State State University, die nach Meinung der meisten Agrarwissenschaftler sehr landwirtschaftlich orientiert ist, hat vor kurzem eine Umfrage unter 2.000 US-Verbrauchern über gentechnisch veränderte Lebensmittel durchgeführt.
Die Umfrage ergab: „Rund 60 % der befragten Frauen gaben an, dass sie nicht bereit wären, gentechnisch veränderte Lebensmittel zu essen, und diese bewusst meiden würden.“ Nicht gerade ein Faktor, der den Verkauf ankurbelt, oder?
Artikel zur Iowa State Umfrage: https://www.news.iastate.edu/news/2022/06/28/gene-editing-foods
Für uns ist gentechnisch verändertes Schweinefleisch voller Minen, die die Nachfrage nach Schweinefleisch gefährden könnten. Eine geringere Nachfrage nach Schweinefleisch würde die Rentabilität vernichten. Wir können nicht verstehen, wie Einzelhändler auf die Idee kommen könnten ihre eigene Marke für gentechnisch verändertes Schweinefleisch aufs Spiel setzen würden. Ein Beispiel dafür, dass die Einzelhändler dazu nicht bereit sind, ist die Rede des Vizepräsidents von McDonald’s, der auf der NPIC-Konferenz in Wisconsin Folgendes sagte: „Bitten Sie uns nicht, GVO-Gen-Edited Schweinefleisch zu erklären“. Die größte Restaurantkette der Welt sagt, sie wollen nichts verkaufen, was ihre Marke gefährden könnte. Um es ganz offen zu sagen: Warum sollte McDonalds sich auch um PRRS kümmern? Sie besitzen keine Schweine.
Derzeit wirbt das weltgrößte Schweinegenetikunternehmen für die Vorzüge von GVO – Gen Editing. Wir respektieren, dass das ihr gutes Recht ist. Die Führungskräfte, die das Unternehmen leiten, stehen durch die starke Abwertung ihrer Aktien (die Aktien von Genus plc sind im letzten Jahr um 53 % gesunken) unter finanziellem Druck, um es zu rechtfertigen viele Millionen in GVO – Gene Editing zu investieren. Die Großaktionäre Baillie Gifford, Wellington Management Company, abrdn, Capital Group und BlackRock sind von Natur aus keine Schweinezüchter, sie suchen nach Rendite. Das ist ihr Geschäft und somit ihr gutes Recht.
Wir sind zwar auch ein Unternehmen für Schweinegenetik, aber wir sind auch Schweineerzeuger und sehen die Sache deshalb ganz anders. Wir brauchen eine Genetik, die die Nachfrage nach Schweinefleisch steigert (besser schmeckendes Schweinefleisch) und keine Produkte, die die Nachfrage wirklich bedrohen könnten (GVO – Gen Editing).
Krankheitsresistenz wird auf natürliche Weise durch Selektion erreicht, während GVO – Gen Editing eine Alternative darstellt. Wir bezweifeln, dass GVO – Gen Editing das enorme Prolaps-Problem und die Sauensterblichkeit von mehr als 15 %, die bei einigen Genetikern auftritt, lösen wird. Nach einer Weile ist es ein alter Hut Prolapse und tote Sauen auf Futter, Wasser, Management, etc. zu schieben. GVO – Gen Editing wird das Problem der toten Sauen nicht lösen.
Ja, wir haben eine Meinung. Unsere Meinung wird durch die Tatsache gestärkt, dass die Schweinepreise von der Nachfrage bestimmt werden. Wir sind besorgt, dass GVO-Gen-Edited-Schweinefleisch die Nachfrage reduzieren könnte. Als Branche sollten wir die Risikofaktoren im Vergleich zum Nutzen abwägen.
Ob es sich um GVO-Lachs – Einzelhändler, Paylean – China, GVO-Mais – Mexiko, McDonald’s oder die Iowa State Umfrage handelt. Wir müssen mit offenen Augen durch die Welt gehen.